Die Landwirtschaft steht weltweit vor beispiellosen Herausforderungen: Klimawandel, wachsende Bevölkerungszahlen und der Bedarf an nachhaltiger Produktion zwingen den Agrarsektor zu innovativen Lösungen.

Die Kombination aus Künstlicher Intelligenz (KI) und dem Internet der Dinge (IoT) kann der Schlüssel zur Transformation sein. Ein spannendes Projekt des Fraunhofer Heinrich Hertz Instituts (HHI) in Berlin zeigt, wie diese Technologien die Landwirtschaft revolutionieren könnten.

KI und IoT: Der Weg zu nachhaltiger Landwirtschaft

Die Möglichkeiten, die KI und IoT in der Landwirtschaft bieten, sind immens: Durch den Einsatz von IoT-Sensoren können Landwirte in Echtzeit kritische Daten wie Bodenfeuchtigkeit, Wetterbedingungen und Pflanzengesundheit erfassen. Diese Daten bilden die Grundlage für präzise Entscheidungen, die das gesamte Anbauverfahren optimieren.

KI geht noch einen Schritt weiter: Sie analysiert diese riesigen Datenmengen und gibt präzise Empfehlungen – sei es für die optimale Aussaatzeit, die perfekte Bewässerungsmenge oder die frühzeitige Erkennung von Pflanzenkrankheiten. Dies führt zu einer effizienteren Nutzung der Ressourcen und einer höheren Erntequalität.

Globale Bedeutung von KI und IoT in der Landwirtschaft

Die Auswirkungen von KI und IoT gehen weit über die Effizienzsteigerung hinaus. Angesichts der begrenzten landwirtschaftlichen Flächen und der wachsenden Weltbevölkerung können diese Technologien dazu beitragen, die Ernährungssicherheit weltweit zu gewährleisten. Der Einsatz von KI und IoT hat das Potenzial, die Nahrungsmittelproduktion zu revolutionieren und die Umweltbelastung zu minimieren.

Herausforderungen auf dem Weg zur Digitalisierung

Die Implementierung dieser fortschrittlichen Technologien in der Landwirtschaft ist jedoch nicht ohne Hürden. Ein zentrales Problem ist die Interoperabilität. In einer global vernetzten Welt müssen verschiedene Systeme und Technologien miteinander kommunizieren können. Ohne einheitliche Standards besteht die Gefahr, dass die Einführung und Skalierung dieser Lösungen behindert wird.

Ein weiteres Problem ist der ungleiche Zugang zu Technologie. Während entwickelte Länder leichter auf fortschrittliche Technologien zugreifen können, laufen Entwicklungsländer Gefahr, ins Hintertreffen zu geraten. Dieses Ungleichgewicht könnte die globalen Anstrengungen zur Verbesserung der Ernährungssicherheit untergraben.

Nicht zuletzt stellen sich Fragen des Datenschutzes und der Datensicherheit. Wenn Landwirte weltweit Daten sammeln und teilen, müssen klare Regelungen geschaffen werden, um den Missbrauch dieser sensiblen Informationen zu verhindern.

So funktioniert KI und IoT auf dem Feld

Wie sieht die Anwendung von KI und IoT in der Praxis aus? Ein konkretes Beispiel könnte folgendermaßen aussehen: Ein traditionell arbeitender landwirtschaftlicher Betrieb installiert zunächst IoT-Sensoren auf seinen Feldern. Diese Sensoren überwachen kontinuierlich Bodenfeuchtigkeit, Temperatur und Lichtintensität. Die gesammelten Daten werden in eine zentrale Cloud-Plattform übertragen und dort von einem KI-System analysiert.

Dieses KI-System gibt dann in Echtzeit Empfehlungen ab – etwa für den optimalen Zeitpunkt zum Bewässern oder Düngen. Es kann auch frühzeitig auf Krankheitsausbrüche hinweisen, sodass die Landwirte proaktiv handeln können, bevor größere Schäden entstehen.

Drohnen könnten ebenfalls zum Einsatz kommen. Ausgestattet mit hochauflösenden Kameras und Sensoren, überwachen sie große Felder und sammeln Bilder der Pflanzen. Diese Bilder werden von KI-Modellen analysiert, die Anzeichen von Krankheiten oder Schädlingsbefall erkennen, die mit dem bloßen Auge oft übersehen werden.

Zusätzlich könnten autonome Maschinen, sogenannte Smart-Traktoren, auf Grundlage von KI-gesteuerten Vorhersagen bestimmte Aufgaben wie Pflügen, Säen oder Ernten übernehmen. Diese Maschinen könnten in Echtzeit mit anderen Systemen kommunizieren, um die Effizienz zu maximieren.

Das NaLamKI-Projekt: Vorreiter für nachhaltige Landwirtschaft

Am Fraunhofer HHI in Berlin wird intensiv an dem Projekt „NaLamKI“ gearbeitet, das die Nutzung von KI für nachhaltigen Pflanzen- und Ackerbau erforscht. Das Ziel: Die Landwirtschaft durch innovative Technologien effizienter und umweltfreundlicher zu gestalten.

Ein Beispiel für den Einsatz von NaLamKI ist die roboterbasierte Inspektion im Obstbau. Ein autonomer Roboter bewegt sich durch Apfelplantagen und inspiziert die Früchte mithilfe von Kameras und Sensoren. Die KI-Modelle erkennen die Reife der Äpfel und prüfen auf Anzeichen von Krankheiten oder Schädlingsbefall. Diese Informationen werden in Echtzeit an die Landwirte weitergegeben, sodass sie sofort Maßnahmen ergreifen können.

Auch Drohnen kommen zum Einsatz, etwa beim drohnengestützten Erkennen von Gelbrost in Weizenfeldern. Die Drohnen sammeln kontinuierlich Bilder, die von KI-Systemen analysiert werden, um die charakteristischen Rostflecken auf den Blättern zu erkennen. Die Landwirt*innen können dann gezielt die betroffenen Bereiche behandeln.

Nachhaltigkeit durch NaLamKI

Das Projekt NaLamKI hat einen starken Fokus auf Nachhaltigkeit. KI-gestützte Systeme ermöglichen präzisere Entscheidungen, die den Einsatz von Wasser, Pestiziden und Düngemitteln reduzieren. Dies trägt nicht nur zur Verringerung der Umweltauswirkungen bei, sondern spart auch Kosten.

Durch den Einsatz von Echtzeitdaten und KI können Landwirte ihre Ressourcen optimal nutzen und ihre Produktionsprozesse effizienter gestalten. Dies führt nicht nur zu höheren Erträgen, sondern auch zu einer geringeren Belastung der Umwelt.

NaLamKI auf globaler Ebene: Der nächste Schritt nach Indien

NaLamKI ist ein Projekt, das nicht auf Deutschland oder Europa beschränkt ist. Im kommenden Jahr wird der Ansatz nach Indien gebracht, um die dortige Landwirtschaft nachhaltiger und klimaresilienter zu machen. Indien, ein Land mit großem landwirtschaftlichem Potenzial und einer jungen, technikaffinen Bevölkerung, bietet eine ideale Umgebung für die Implementierung von NaLamKI.

Die Herausforderungen in Indien unterscheiden sich jedoch von denen in Europa. Viele Landwirte bewirtschaften kleine Parzellen, was eine effiziente Nutzung der begrenzten Ressourcen erfordert. NaLamKI könnte diesen Landwirtinnen helfen, präzise Daten und Empfehlungen zu erhalten, die auf ihre spezifischen Bedingungen zugeschnitten sind.

Fazit: Die Zukunft der Landwirtschaft ist digital

Künstliche Intelligenz und das Internet der Dinge haben das Potenzial, die Landwirtschaft weltweit zu revolutionieren. Projekte wie NaLamKI zeigen, wie diese Technologien konkret eingesetzt werden können, um die Landwirtschaft nachhaltiger, effizienter und umweltfreundlicher zu gestalten.

Die Herausforderungen sind zwar groß, aber mit der richtigen Unterstützung und den richtigen Ressourcen könnte die Landwirtschaft der Zukunft umweltfreundlicher, produktiver und resilienter sein.

Dieser Artikel entstand auf der Grundlage des Interviews von Dr. Sebastian Bosse mit AI Berlin.